Movie review score
5

Laienschauspieler in den Hauptrollen, Passanten, die unwissentlich zu Statisten werden, und eine Geschichte, die irgendwo zwischen realem Leben und schrägem Humor stattfindet. Das neueste Werk von Klaus Lemke ist Anarchokino pur - was auch heißt, es gefällt nur denen, denen Lemke gefällt.
Bild aus Berlin für Helden Saralisa, Anna und Henning kommen nach Berlin, um Glück, Geld, Liebe oder irgendetwas anderes zu suchen. Dabei treffen sie immer wieder in verschiedenen Konstellationen aufeinander. Und auch der italienische Musiker Marco und Saralisas Ex-Freund, der Schauspieler Andreas, tragen ihren Teil zu diesem Ringelpietz bei.

Mit dem nackten Hintern demonstrierte Autorenfilmer Klaus Lemke am Roten Teppich der Berlinale 2012 gegen die Ablehnung seines Films für das Festivalprogramm. Lemke will anders sein, er will anderes Kino machen. Daher ist sein Film eine konkrete Kampfansage an alle Konventionen. Die Hauptrollen sind mit Laien besetzt, deren Rollennamen ihre eigenen sind, viele Dialoge sind spontan improvisiert und ganze Szenen sind allein auf der Straße beobachtet und eingefangen worden. Zwischendurch beschreiben ins Bild gehaltene Plastikschildchen wie "Zwei Wochen später" den Fortgang der Geschichte. Das alles ist bis zu einem gewissen Grad witzig, um nicht sogar zu sagen künstlerisch.

Als echter Berlin-Film, der zudem eben viel mit Beobachtung arbeitet, zeigt Berlin für Helden hier natürlich vieles, das einem aus der realen Stadt bekannt vorkommt. Die besonderen Typen, die Szenerien, die Situationen. Das Gefühl, im wahren Leben zu sein, das sich vor der eigenen Haustür abspielt, stellt sich für echte Berliner sehr schnell ein. Dem gegenüber steht aber ein fast schon comicesker Humor, der sich in völlig absurden Dialogwitzen ausdrückt, die weder clever noch sonderlich komisch sind und höchstens für peinliches Kopfschütteln sorgen. Man merkt eben sogar dem Humor seine steten Bemühungen an, um jeden Preis einen ernsten, bzw. konventionellen Handlungsablauf zu vermeiden.

Und genau darin besteht das Grundproblem von Lemkes Film. Alles, was sich einem hier bietet, scheint nicht aus der Motivation entstanden, etwas Filmisches, Kreatives oder Künstlerisches zu schaffen, sondern allein, um dem Mainstream den Mittelfinger zu zeigen. Oder eben den nackten Hintern. Was dabei heraus kommt, ist eine grundsätzliche Anti-Haltung, die sehr schnell in jeder Szene spürbar wird. Sollte Klaus Lemke versucht haben, der seiner Meinung nach wohl abgehobenen und arroganten Filmwelt ein bodenständiges Gegenstück zu inszenieren, ist er völlig gescheitert. Sein Film atmet die Arroganz eines pikierten Künstlers.


Mehr lesen: http://www.moviemaze.de/filme/4569/berlin-fuer-helden.html

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